UN-Meereskonferenz 2022

27. Juni - 1. Juli 2022, Lissabon

UN Ocean Conference Chance verpasst – Einzelinitiativen geben hoffnungsvolle Impulse

Beitrag: Nadja Ziebarth, Dr. Bettina Taylor, Dr. Jannis Kuhlmann

Die UN möchte mit der Etablierung der Ozeankonferenz einen globalen Prozess für den Schutz der Weltmeere initiieren und damit auch die Umsetzung der Agenda 2030 voranbringen, in der sich die Vereinten Nationen auf Ziele zur nachhaltigen Entwicklung verständigt haben, den so genannten Sustainable Development Goals (SDG). Dass die Weltmeere wieder in einen guten Zustand kommen, die Verschmutzung aufhört und ihre Nutzung sich stärker an natürlichen Grenzen orientiert und ökologisch nachhaltig gestaltet wird, ist ebenfalls ein Ziel der Agenda 2030, im Ziel Nummer 14 (SDG14).

Im Rahmen des APOC Projekts reisten zwei Mitarbeiterinnen des BUND vom 27. Juni bis 1. Juli nach Lissabon zur UN-Ozeankonferenz. Ziel war mit Vertreter*innen der Regierungen, Politik und Zivilgesellschaft in Austausch zu kommen, um ergänzend zu den SDG 14-Zielen die Bedeutung der Meere als Kohlenstoffsenke hervorzuheben. Mit einer beeindruckenden Teilnehmer*innenanzahl von 7.000 Personen gab es viele Gelegenheiten das zu tun.

Ziel der UN Konferenz sind leider keine verbindlichen Beschlüsse. Daher hat sie auch keine konkreten Maßnahmen geliefert. Weitere internationale Meeres-Abkommen, die in diesem Jahr noch anstehen, etwa zum Schutz der Biodiversität auf der Hohen See sowie der Convention on Biological Diversity (CBD) müssen also zeigen, wie ernst es den UN-Staaten wirklich mit dem Meeresschutz meinen.

Positiv zu bewerten sind eine Vielzahl von Einzelinitiativen, die bei der UN-Ozeankonferenz in Lissabon gestartet wurden. Diese setzen Impulse in verschiedenen Bereichen, darunter Fischerei, Tiefseebergbau und Unterwasserlärm.

Die Fischerei spielte auf der diesjährigen Konferenz eine gewichtige Rolle. Die Bedeutung der Kleinfischerei für Ernährungssicherheit und Beschäftigung im Globalen Süden wurde vielfach betont. Fehlender Zugang zu Fischgründen, Überfischung, illegale Fischerei und mangelndes Fischereimanagement wurden als Hauptprobleme benannt. Verschärft wird die Situation durch die Auswirkungen der Klimakatastrophe auf die Meeresökosysteme. Ein Ende der Überfischung und der zerstörerischen Fangmethoden kann einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten und muss daher im Fokus der internationalen politischen Diskussionen stehen.

Die pazifischen Inselstaaten Palau und Fidschi setzten mit einem Paukenschlag am ersten Konferenztag einen Schwerpunkt für den weiteren Konferenzverlauf. Sie fordern ein Moratorium für Tiefseebergbau. Die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) soll vorerst keine Genehmigungen für einen Abbau am Meeresboden erteilen. Es muss verhindert werden, dass die Abbauindustrie die fast völlig unerforschten Tiefsee-Ökosysteme unwiederbringlich zerstört und Menschenrechte verletzt. Beobachter*innen aus Deutschland und vielen anderen Ländern weltweit fordern ein vollständiges Verbot von Tiefseebergbau.

Die Reduzierung von Unterwasserlärm muss verstärkt auf die politische Agenda. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung für Handelsschiffe ist eine Möglichkeit. Verringert sich die Geschwindigkeit um 20 Prozent, geht der Lärmeintrag um 60 Prozent zurück. Eine einfache Maßnahme, die sofort wirkt. Vertreter*innen der Schifffahrtsindustrie, der UN Maritimen Organisation (IMO) sowie der schwedischen Regierung haben erklärt, dass sie sich der Problematik des Unterwasserlärms bewusst sind und konkrete Regulierungen unterstützen.

Die Verknüpfung von Klimaschutz und Meeresschutz sowie Hinweis auf die Schlüsselfunktion, die gesunde Meere für die Klimaregulierung haben, waren bei der Konferenz in nur geringem Maße vertreten. Trotzdem konnten APOC Mitarbeiterinnen bei vielen Veranstaltungen und Gesprächen die für APOC wichtigen Themen der Kohlenstoffsenken im Meeresboden und deren Unversehrtheit platzieren und somit die Aufmerksamkeit auf das Thema lenken.